Premiere am 26.06.2010 auf dem Medienforum NRW in der Reihe
"Großes Fernsehen"
Sendetermin: 11.10.2010 ZDF 20:15 Uhr
ZDF / Fernsehfilm / Drama / 89 Minuten
Ein Paar, der Mann fällt ins Koma, die Frau hofft ein Jahr – dann verliebt sie sich in einen anderen. "Solange du schliefst" ist alles andere als eines jener Was-wäre-wenn-Dramen. Die Story dieser herbstlichen Filmreflexion über die Liebe wird auf das Seelenleben der Figuren reduziert. Der Film erzählt unaufgeregt & hochkonzentriert. Ein Gefühlsdrama, das auf die Kraft der Struktur und die Klarheit der Bilder setzt. Filmästhetisch ein großer Wurf.
Die Brandts unterhalten einen Bauernhof. Eines Tages ereilt Hans Brandt ein Herzinfarkt. Er fällt ins Wachkoma. Teresa Brandt wächst die Arbeit über den Kopf. Tagsüber schuftet sie auf dem Feld, nachts verweilt sie bei ihrem Mann. Ein Jahr lang wollte Teresa fest daran glauben, dass Hans bald wieder aus dem Koma erwacht. Die Ärzte hingegen scheinen an ein plötzliches Aufwachen immer weniger zu glauben. Jetzt gehen ihr so langsam die Kräfte aus. Nachdenklichkeit befällt sie außerdem, als ein Fremder in die Gegend kommt. Er ist Ingenieur und er beaufsichtigt den Aufbau von Windkrafträdern. Mit seinem Wohnwagen campiert er in Sichtweite von Teresas Hof. Jener Sören Gawron ist ein geheimnisvoller, unabhängiger Mann. Er hat Vieles, was Teresa vermisst in ihrem Leben. Dieser schweigsame Mann zieht sie magisch an. Und auch er findet offenbar Gefallen an der so unverstellten Frau.
Auf dem Papier scheint „Solange du schliefst“ einer jener Was-wäre-wenn-Dramen mit viel Emotion und künstlicher Konstruktion zu sein: ein Mann fällt ins Koma und eine Frau muss ihren Mann stehen. Doch nichts davon erwartet den Zuschauer bei „Solange du schliefst“. Die Story dieser herbstlichen Filmreflexion über die Liebe wird konsequent auf das Seelenleben der Protagonisten reduziert. Da schwingt Vieles mit, was Liebesbeziehungen ausmacht: Hoffnung auf Glück, das sich selbst im Spiegel des anderen sehen und hinterfragen, die Treue zu sich selbst und gegenüber dem anderen, die Verliebtheit in einen Dritten und die (Schuld-)Gefühle, die dabei aufkommen. Das alles bearbeitet der Film nach dem Buch von Kristin Derfler unaufgeregt, konzentriert, ohne ablenkende Nebenhandlungen. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt allerdings die Filmsprache, bei der das Innere der Protagonisten – wie es sich für ein Gefühlsdrama gehört – nach außen gekehrt wird. Vorbildlich arbeitet Nicole Weegmann („Ihr könnt euch niemals sicher sein“) mit der Kraft der Struktur und der Klarheit (um nicht so sagen: Schönheit) der Bilder. Es gibt selten einen Fernsehfilm, bei dem man so viele Optiken und Stimmungen in Erinnerung behält: die Heuschrecke in der ersten Einstellung, der Blick zwischen Teresa und Hans auf dem Feld, ein magischer Schuss-Gegenschuss voller Hollywood-Appeal, der nächtliche Wohnwagen als Sehnsuchtssymbol, dazu der betörende Sprechgesang Leonard Cohens. Auch die Weite auf den Feldern, die Windräder & der Weg, den die Heldin zwischen Hof und Klinik zurücklegt, bekommen im Rhythmus der minimalistischen Erzählung eine besondere Aufmerksamkeit.
„Solange du schliefst“ ist ein Film, der Zeit wieder wahrnehmbar macht. Die oft sinnlose Handlungsfülle unserer vom Whodunit-Krimi infizierten Fernsehfilme betäubt das Zeitempfinden. Hier indes ist bereits in der Geschichte von der allein gelassenen Landwirtin der Wechsel der Jahreszeiten angelegt, ermöglichen der Mut zur Langsamkeit des Erzählens und der Hang zu „magischen Momenten“, in denen die Zeit still zu stehen scheint, eine andere Sensibilität beim Zuschauer. Die Schauspieler fügen sich ein in den Rhythmus und die Bildgewalt des Films, mal schweigend, mal streng, aber nie artifiziell. Antonioni hätte seine Freude an diesem kleinen Fernsehfilm gehabt, der etwas vom großen Kino mitliefert.
Ein Paar, der Mann fällt ins Koma, die Frau hofft ein Jahr – dann verliebt sie sich in einen anderen. "Solange du schliefst" ist alles andere als eines jener Was-wäre-wenn-Dramen. Die Story dieser herbstlichen Filmreflexion über die Liebe wird auf das Seelenleben der Figuren reduziert. Der Film erzählt unaufgeregt & hochkonzentriert. Ein Gefühlsdrama, das auf die Kraft der Struktur und die Klarheit der Bilder setzt. Filmästhetisch ein großer Wurf.
Die Brandts unterhalten einen Bauernhof. Eines Tages ereilt Hans Brandt ein Herzinfarkt. Er fällt ins Wachkoma. Teresa Brandt wächst die Arbeit über den Kopf. Tagsüber schuftet sie auf dem Feld, nachts verweilt sie bei ihrem Mann. Ein Jahr lang wollte Teresa fest daran glauben, dass Hans bald wieder aus dem Koma erwacht. Die Ärzte hingegen scheinen an ein plötzliches Aufwachen immer weniger zu glauben. Jetzt gehen ihr so langsam die Kräfte aus. Nachdenklichkeit befällt sie außerdem, als ein Fremder in die Gegend kommt. Er ist Ingenieur und er beaufsichtigt den Aufbau von Windkrafträdern. Mit seinem Wohnwagen campiert er in Sichtweite von Teresas Hof. Jener Sören Gawron ist ein geheimnisvoller, unabhängiger Mann. Er hat Vieles, was Teresa vermisst in ihrem Leben. Dieser schweigsame Mann zieht sie magisch an. Und auch er findet offenbar Gefallen an der so unverstellten Frau.
Auf dem Papier scheint „Solange du schliefst“ einer jener Was-wäre-wenn-Dramen mit viel Emotion und künstlicher Konstruktion zu sein: ein Mann fällt ins Koma und eine Frau muss ihren Mann stehen. Doch nichts davon erwartet den Zuschauer bei „Solange du schliefst“. Die Story dieser herbstlichen Filmreflexion über die Liebe wird konsequent auf das Seelenleben der Protagonisten reduziert. Da schwingt Vieles mit, was Liebesbeziehungen ausmacht: Hoffnung auf Glück, das sich selbst im Spiegel des anderen sehen und hinterfragen, die Treue zu sich selbst und gegenüber dem anderen, die Verliebtheit in einen Dritten und die (Schuld-)Gefühle, die dabei aufkommen. Das alles bearbeitet der Film nach dem Buch von Kristin Derfler unaufgeregt, konzentriert, ohne ablenkende Nebenhandlungen. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt allerdings die Filmsprache, bei der das Innere der Protagonisten – wie es sich für ein Gefühlsdrama gehört – nach außen gekehrt wird. Vorbildlich arbeitet Nicole Weegmann („Ihr könnt euch niemals sicher sein“) mit der Kraft der Struktur und der Klarheit (um nicht so sagen: Schönheit) der Bilder. Es gibt selten einen Fernsehfilm, bei dem man so viele Optiken und Stimmungen in Erinnerung behält: die Heuschrecke in der ersten Einstellung, der Blick zwischen Teresa und Hans auf dem Feld, ein magischer Schuss-Gegenschuss voller Hollywood-Appeal, der nächtliche Wohnwagen als Sehnsuchtssymbol, dazu der betörende Sprechgesang Leonard Cohens. Auch die Weite auf den Feldern, die Windräder & der Weg, den die Heldin zwischen Hof und Klinik zurücklegt, bekommen im Rhythmus der minimalistischen Erzählung eine besondere Aufmerksamkeit
„Solange du schliefst“ ist ein Film, der Zeit wieder wahrnehmbar macht. Die oft sinnlose Handlungsfülle unserer vom Whodunit-Krimi infizierten Fernsehfilme betäubt das Zeitempfinden. Hier indes ist bereits in der Geschichte von der allein gelassenen Landwirtin der Wechsel der Jahreszeiten angelegt, ermöglichen der Mut zur Langsamkeit des Erzählens und der Hang zu „magischen Momenten“, in denen die Zeit still zu stehen scheint, eine andere Sensibilität beim Zuschauer. Die Schauspieler fügen sich ein in den Rhythmus und die Bildgewalt des Films, mal schweigend, mal streng, aber nie artifiziell. Antonioni hätte seine Freude an diesem kleinen Fernsehfilm gehabt, der etwas vom großen Kino mitliefert.
Mit Katharina Böhm, Mark Waschke, Götz Schubert, Leila Mojen, Steffi Kühnert und Peter Benedict
Produktion: Hofmann & Voges
Producer: Rima Schmidt
Redaktion: Esther Hechenberger, Anja Helmling-Grob
Drehbuch: Kristin Derfler, Antonia Rothe, Kathrin Milhahn
Regie: Nicole Weegmann
Kamera: Jo Heim
Schnitt: Anne Fabini
Musik: Birger Clausen
Soundtrack: Leonard Cohen („Waiting for the miracle“), Bob Dylan („One more cup of coffee“)
Szenenbild: Agi Dawaachu
Rainer Tittelbach
http://www.tittelbach.tv/programm/fernsehfilm/artikel-1052.html